Dienstag, 12. Juli 2005

„Erde und Asche“

Autor: Rahimi, Atiq
Roman, List Verlag, 2003
rahimierde

Dastagir ist mit seinem Enkel auf dem Weg zu seinem Sohn. Für das was er ihm berichten will, sucht er nach Worten. Was er zu erzählen hat, handelt von einem Überfall der Russen auf das afghanische Dorf der Familie. Davon, dass er, der Grossvater, und Yassin, der Enkel, die einzigen Überlebenden sind. Davon, dass es für Yassin scheint, dass die Panzer den Menschen die Stimme genommen haben. Aber nicht die Menschen sind stumm - der Junge hat sein Gehör verloren. Wie kann er all das seinem Sohn erklären? Quälende Gedanken und Erinnerungen, Selbstzweifel und dramatische Bilder beschäftigen ihn.
Staubig und trostlos ist der Weg durch die Wüste, voll Strapazen und Entbehrungen. Das Bild des Grossvaters und seines Enkels ist mit Händen greifbar. Die Sprache Rahimis ist so pregnant und scharf, wie die unabänderlichen Tatsachen, so einfach und gerade, wie das öde und leere Land. Wechsel der Perspektive spiegeln wider, wie rastlos und verwirrt die Gedanken Dastagirs sind. Wie kann man dem Grossvater nur helfen?
...ein Buch wider die Sinnlosigkeit des Krieges, dass beim Lesen aufwühlt und wahrlich die Sprache raubt.

Peter

„Die jungen Jahre“

John Maxwell Coetzee

coetzee


John Maxwell Coetzee wurde 1940 in Kapstadt, Südafrika, geboren. Er ist deutscher und englischer Abstammung. Seine Eltern schickten ihn auf eine englische Schule und somit war seine erste Sprache Englisch. Heute ist er Literaturprofessor in seiner Heimatstadt und gehört zu den erfolgreichsten südafrikanischen Autoren der Gegenwart. 2003 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

In "Die jungen Jahre" setzt J.M. Coetzee seine mit "Der Junge – Eine afrikanische Kindheit" begonnene Autobiografie fort. Anfang der 60er Jahre kann der junge Student der Enge und politischen Situation Südafrikas in seine Traumstadt entrinnen: London. Doch obwohl er als Mathematiker schnell eine Stelle als Programmierer bei IBM findet, gelingt es ihm nicht, sich dort einzuleben. Er fühlt sich als Außenseiter und Büromensch, während er sich insgeheim danach sehnt, dass der Dichter in ihm zum Ausbruch kommt oder wenigstens eine schöne Frau ihm ihre Liebe schenkt und ihn so zu unvergänglichen lyrischen Versen inspiriert.

Meiner Meinung nach beleuchtet der Roman zu sehr die negativen Aspekte des Lebens, was durch einen kühlen, harten Ton verdeutlicht wird. Die Atmosphäre des gesamten Buches ist äußerst düster und beklemmend. Der Autor schreibt in einem sarkastischen Stil und ist, wie ich finde, zu selbstkritisch.
Wir haben im Lesezirkel heftig diskutiert, da die Meinungen über diesen Roman weit auseinander gingen. Ich finde den Schreibstil Coetzees beinahe unangenehm, teilweise sogar abstoßend.
Damit Ihr Euch aber Euer eigenes Bild davon machen könnt, lest das Buch am Besten selbst. Hier ein kleiner „Vorgeschmack“:

Leseprobe:

„Er ist dünn und schlaksig, aber auch schlaff. Er wäre gern attraktiv, doch er weiß, dass er's nicht ist. Etwas Wesentliches fehlt ihm, etwas Charaktervolles. Er hat noch etwas Kindliches. Wann wird er endlich kein Kind mehr sein? Was wird ihn davon befreien, ihn zum Mann machen? - Befreien wird ihn, wenn es so weit ist, die Liebe. Wenn er auch nicht an Gott glaubt, an die Liebe und die Macht der Liebe glaubt er. Die Geliebte, die ihm Bestimmte, wird sofort das wunderliche und sogar langweilige Äußere, das er zur Schau trägt, durchschauen und das Feuer sehen, das in ihm brennt. Bis dahin ist sein langweiliges und wunderliches Aussehen Teil einer Prüfung, durch die er hindurchmuss, um eines Tages ins Licht hinauszutreten - in das Licht der Liebe, in das Licht der Kunst. Denn er wird ein Künstler sein, das ist längst entschieden. Jetzt ist er verkannt und lächerlich - das muss so sein, weil es das Los des Künstlers ist, missverstanden und verspottet zu werden, bis zu dem Tag, an dem er sich in seiner wahren Größe offenbart und aller Hohn und Spott verstummt.“

Nina

Dienstag, 14. Juni 2005

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

Autor: Eric-Emmanuel Schmitt
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„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ ist ein Rückblick auf eine Jugend, die des 11-jährigen jüdischen Jungen Moses, der in den 60er Jahren in Paris aufwächst, und allein mit seinem Vater, der ihn stark vernachlässigt, lebt. Monsieur Ibrahim, ein weiser alter Mann, führt einen arabischen Lebensmittelladen in Moses Straße. Eines Tages kreuzen sich ihre Wege und von Unterhaltung zu Unterhaltung reichert sich ihr Leben an.
In Monsieur Ibrahim findet Moses einen Vaterersatz, eine Art Urheber der Weisheit und einen Begleiter auf seinem Lebensweg.

Dieses wunderschöne ca. 60-seitige Buch ist zugleich eine Parabel, beinahe ein Märchen, das ab 12 Jahren für alle Altersstufen aufgrund seines flüssigen und leichten Schreibstils geeignet ist.
Es regt Überlegungen zu Freundschaft, Lebenskraft und Toleranz an – Themen, mit denen jeder von uns konfrontiert ist.

Tipp: Die Verfilmung von François Dupeyron von 2003 ist äußerst sehenswert. (Hauptrollen: Omar Sharif, Pierre Boulanger)

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„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ gehört zu der „Trilogie des Unsichtbaren“, in der die drei Weltreligionen thematisiert werden:

„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“
 Islam

„Oskar und die Dame in Rosa“
 Christentum

„Das Kind von Noah“
 Judentum
Nina

Zum Autor gibt es eine schöne Seite:
http://www.eric-emmanuel-schmitt.com

Montag, 13. Juni 2005

LUST AUF LESEN!?!

Liebe Leser,
wir wollen auf dieser Seite Lust machen auf Bücher. Eine Gruppe aus aktiven und ehemaligen Schülern des Wilhelms-Gymnasiums Stuttgart trifft sich in größeren Abständen, um über Bücher und das Leben im Allgemeinen zu philosophieren. In der Runde sind wir leider schon zahlreich. Aber an dieser Stelle sind alle herzlich eingeladen sich anregen zu lassen und zu den vorgestellten Büchern Stellung zu nehmen.
Viel Vergnügen!
Tobias Mundel

Literaturkreis

Liebe Leser,wir wollen auf dieser Seite Lust machen auf Bücher. Eine Gruppe aus aktiven und ehemaligen Schülern des Wilhlms-Gymnasiums Stuttgart trifft sich in größeren Abständen, um über Bücher und das Leben im Allgemeinen zu philosophieren. In der Runde sind wir leider schon zahlreich. Aber an dieser Stelle sind alle herzlich eingeladen sich anregen zu lassen und zu den vorgestellten Büchern Stellung zu nehmen. Viel Vergnügen, Tobias Mundel

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Atiq Rahimi
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Patrick Süskind
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Patrick Süskind
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Antoine de Saint-Exupéry
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Eric-Emmanuel Schmitt
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

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Alessandro Baricco
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